Es ist wieder soweit. Die Highlands rufen.
Gerade noch hatte ich meinen Weihnachtsurlaub beendet und saß im Büro, da erhielt ich Werbung vom urlaubstracker.de, der eine Reise nach Schottland mit Flug und Leihwagen für eine Woche für 17 Euro anbot. Das wäre ja zu schön, um wahr zu sein. Ich öffnete fix den Link und suchte nach einem passenden Zeitraum für die Reise. Für die angepriesenen 17 Euro fand ich natürlich zu diesem Zeitpunkt nichts. Allerdings stach mir ein Flug von Berlin nach Edinburgh ins Auge. Mit Handgepäck und Koffer war der angezeigte Preis noch absolut in Ordnung, sodass ich mich auch gleich auf die Suche nach einem Mietwagen machte. Die Mietwagenpreise waren tatsächlich ziemlich im Keller, sodass ich mit einer zusätzlichen Versicherung auch hier noch ein Schnäppchen machen konnte.
Was sollte ich noch lange überlegen? Ruckzuck buchte ich Flug und Auto und schrieb auch meine Freunde Ellis und Anthony an, die nach ihrem Roadtrip durch Kanada und die USA und anschließendem längeren Aufenthalt in Frankreich, wieder auf der Isle of Skye im Hostel in Broadford arbeiteten.
Ich freue mich wahnsinnig darauf, die beiden bald wiederzusehen. Anthony verdonnerte mich gleich dazu, den Sgurr na Stri mit ihm zu besteigen, einem etwas über 400m hohem Berg am Loch Curuisk mit fabelhaftem Blick auf die Red Cuillins. Mal sehen, ob mein Fuß, der mir zuletzt immer wieder Schmerzen bei An- und Abstiegen bereitete, mich nach einigen Behandlungen beim Physiotherapiezentrum Deistermed in Bad Münder, in Frieden lässt. Ich bin seit einigen Monaten absolut beschwerdefrei, jedoch habe ich noch keinen Härtetest hinter mir. Ich bin gespannt.
Ich werde gegen späten Vormittag in Edinburgh landen und hoffentlich gleich das Auto in Empfang nehmen können, sodass ich nach 270 Meilen und etwa 5 Stunden Fahrt gegen Abend auf Skye eintreffen werde.
Die Ausrüstung ist auf eiskalte Winde ein- und vollständig zusammengestellt. Je nach Lust und Laune werde ich dann auch die eine oder andere Nacht dann draußen verbringen können.
Ein wenig geizig bin ich schon, sodass ich nicht großartig die Freikilometer der Autovermietung überziehen will und entsprechend plane ich schon, welche Teile der Insel dieses Mal bereist werden. Natürlich mache ich die Planung auch davon abhängig, wo ich die schönsten Winterlandschaften vermute. In diesem Jahr wird neben der Kamera auch eine Drohne im Rucksack ihren Platz finden, von der ich mir gänzlich andere Perspektiven erwarte. Ich hoffe nur, das Wetter spielt mit.
In meiner groben Vorplanung stehen folgende Touren auf dem Programm:
Tag 1: Anreise
Tag 2: Fairy Pools und Talisker Bay
Tage 3 und 4: Quiraing, Trotternish Ridge, Flodigarry und Staffin (ggf. mit Übernachtung)
Tag 5: Elgol und Sgurr na Stri
Tag 6: The Storr
Am 7. Tag werde ich leider schon wieder mit dem Auto nach Edinburgh fahren müssen, da mein Flieger am darauffolgen Tag bereits um 6 Uhr morgens startet.
Soviel zur Planung. Doch im Ist läuft es ja in der Regel anders…
Tag 1 / 13.02.19: Die Anreise
Es ist eigentlich Tag 0, denn die Anreise überdauert 2 Tage. Gegen Mitternacht geht mein Zug mit der Deutschen Bahn nach Berlin, wo ich gegen 6 Uhr morgens dann nach Umsteigen am Bahnhof Ost schlussendlich am Flughafen Schönefeld eintreffe. Um 10 Uhr startet mein Flieger in Direktverbindung nach Edinburgh. Der Check-in läuft reibungslos und schon bald sitze ich im Flieger. Die Sicht ist mau doch hier und da kann man ein wenig Land weit unter sich erkennen.
Nach schottischer Ortszeit lande ich um 11 Uhr, hole mein Gepäck ab und mache mich auf die Suche nach dem Auto-Verleihdienst, den ich auch recht schnell finde. Vorab habe ich einen kleinen Fiat 500 reserviert, der in perlmutt-weiß auf mich wartet. Meine Taschen schmeiße ich in den Kofferraum und starte mein Fahrt zur Isle of Skye.
Während der gesamten Fahrt regnet es und die Fahrerei ist wirklich anstrengend. Dabei führt mich der Weg durch Perth, Pitlochry, Spean
Bridge, Invergarry und Dornie über die Skye Bridge auf die Insel. Nur noch wenige Kilometer und ich erreiche gegen 18 Uhr das Hostle in Broadford, wo mich Ellis und Anthony schon mit einem leckeren Essen erwarten. Und da wenig los ist zu dieser Jahreszeit, habe ich ein wunderschönes Zimmer ganz für mich allein. Mal sehen, was mich hier in meiner Seelenheimat an den folgenden Tagen erwartet.
Tag 2 / 14.02.19: Talisker Bay und Church of Kilchrist
Nach der wirklich anstrengenden Anreise schlafe ich heute bis fast 10 Uhr. Das Wetter hat leider keine Überraschung für mich bereit und so regnet es ununterbrochen bei starkem Regen. So nutze ich die Zeit und kaufe für die Woche im nahegelegenen Supermarkt ein.
Gegen Nachmittag klart dann wider Erwarten der Himmel auf und ich schwinge mich in meinen „Boliden“ uns düse nach Talisker, der Heimat des bekannten Whiskys.
Am Straßenrand parke ich und folge zwei älteren Damen den Weg entlang zur Talisker Bay. In den Gärten blühen die Schneeglöckchen und ein kräftiger Wind weht mir entgegen, während ich dem Wasser immer näher komme. Das Licht ist ganz diffus und der Wind sorgt dafür, dass der Wasserfall auf der rechten Seite nicht sein Wasser in die Tiefe fallen lässt, sondern das Wasser empor schießt. Wellen schlagen kräftig gegen die
Felsen. Allein bin ich nicht am Strand, denn hier und da bauen Fotografen ihr Equipment auf, um diese bekannte Szenerie auf den Sensor zu bannen.
Nach dem Sonnenuntergang gehe ich zum Auto zurück und schlage
den Weg nach Broadford zurück ein. Von dort aus schlage in einen kleinen Haken zum urigen Friedhof Kilchrist, der an der Straße nach Torrin gelegen ist. Ich liebe diesen Ort, fühlt man sich hier in eine andere Welt versetzt.
Nach einiger Zeit fahre ich dann zurück in meine Unterkunft. Ich freue mich schon auf das gemeinsame Essen und viele Gespräche mit meinen Freunden, die ich schon viel zu lange nicht gesehen habe.
Tag 3 / 15.02.19: Beinn na Caillich
Die Nacht war stürmisch und so begann auch der Morgen. Es war zwar trocken, doch der Wind blies böig über die Heide, die sich vor mir erstreckt, nachdem ich aus dem Auto aussteige am Fuß der roten Berge. Der Weg schlängelt sich immer weiter und höher. Der Wind wird immer kräftiger. Der Weg wird rauer und felsiger. Mir kommen einige Wanderer entgegen, die mir davon abrieten noch weiter zu gehen,
da es noch weiter oben richtig stürmisch wird – und das spüre ich immer deutlicher. Und so genieße ich noch einen Moment die Aussicht und schaffe es noch fast trocken zurück zum Auto, denn schon bald regnet es junge Hunde. Und diese Hunde jaulen noch bis spät in die Nacht.
Während wir gemeinsam im Aufenthaltsraum einen Film über eine alte Lady sehen, derer größte Wunsch es ist, noch einmal einen berühmten Berg Schottlands zu besteigen, schlägt der Hagel gegen die Fenster.
Tag 4 / 16.02.19: Sleat
Auf den heutigen Tag freue ich mich schon. Heute wird zwar nicht viel gewandert, aber viel erkundet. Sleat, die südlichste Landzunge der Ise of Skye wartet auf mich. Und so starte ich mit meinem kleinen Auto und steuere durch die engen Straßen der von Touristen noch weitestgehend unberührten Gegend.
In Tokavaig bietet sich ein wundervoller Blick auf Dunscaith Castle mit den Cuillins im Hintergrund. Highland Cows
betrachten mich aus der Ferne und
einige wenige Einheimische spazieren am Strand entlang.
Wenige Zeit später erreiche ich Tarskavaig mit einem malerischen Strand, wo ich mir eine Kleinigkeit zu Essen mache und einfach genieße.
Quer über die Landzunge fahre ich über Armadale, von wo aus die Fähre zum Festland übersetzt, weiter Richtung Süden, bis die Straße kein Weiterkommen zulässt. Doch überall auf dem Weg halte ich an, erkunde die Gegend und freue
mich schon darauf, bei besserem Wetter diese Gegend per pedes zu erkunden.
Es ist bereits später Abend, als ich nach Broadford zurückkehre und mich mit einem guten Buch auf die Couch lege.
Tag 5 / 17.02.19: Floddigarry, Trotternishu und Elgol
Das Wetter ist fürchterlich, es stürmt, hagelt, regnet…-aber was soll`s? Ich will ja noch was sehen und setze mich ins Auto. Ich habe mir von Anthony einen Hammer ausgeliehen, da ich in Floodigarry an der Steilküste nach Fossilien suchen möchte. Gesagt getan. Auf geht`s.
Durch strömenden Regen fahre ich bis zu meinem ersten Ziel und habe etwas Mühe, den Pfad hinunter zum Wasser zu finden. Doch nach einiger
Zeit liegen die großen Felsen direkt vor mir. Der Wind peitscht den Regen über den Strand und lässt die Tropfen ins Gesicht schlagen, dass es schmerzt. 2 Stunden suche und suche ich – doch Versteinerungen finde ich nicht. Etwas enttäuscht gehe ich zurück zum Auto und fahre Richtung Trotternish, hoch zu den bekannten Kurven – nach Quiraing. Zu meiner Überraschung steht dort oben ein kleiner
Verkaufswagen für Kaffee. Ich muss unweigerlich den Kopf schütteln und möchte trotz des Hagelsturms zumindest ein paar Meter hier oben laufen und das ein oder andere Foto machen. Doch Spaß macht es nicht wirklich.
Als es noch ungemütlicher wurde, schlage ich den Heimweg ein und mache
noch den ein oder anderen Stopp entlang der Strecke, eh ich wieder in Broadford eintreffe.
Kurz vor Sonnenuntergang hat Anthony dann die tolle Idee, nicht
zuletzt, weil das Wetter wieder deutlich besser wird, nach Elgol zu fahren, um hier noch ein paar Fotos zu machen.
Eine ganz phantastische Idee, die wir sofort in die Tat umsetzen und erst Stunden später in die Herberge zurückkehren.
Tag 6 / 18.02.19: Portree und Loch Cill Chriosd
Das Wetter ist in diesem Urlaub einfach nicht auf meiner Seite. Regen, Sturm, Hagel. Doch das stört mich heute nicht. Denn ich habe nicht viel vor, außer Souvenirs zu kaufen, im Café Arriba etwas Leckeres zu essen und den letzten Abend mit meinen Freunden zu verbringen.
Also fahre ich in die Inselhauptstadt und klappere einen Laden nach dem anderen ab, kaufe Marmelade, Schokolade, Andenken und alles, was mich noch so anspringt.
Doch jetzt treibt mich der Hunger in das kleine Café, auf das ich mich schon so sehr gefreut habe. Mich erwartet ein wunderbar würziges Nudelgericht mit Rindfleischstreifen – das wohl beste Essen, was ich jemals zu mir genommen habe. Ein Traum.
Im strömenden Regen kehre ich wieder im Hostle ein. Zum Sonnenuntergang fahren Anthony und ich wieder los. Heute jedoch nur ein paar Meter die Straße Richtung Torrin. Loch Cill Chriosd ist unser Ziel, das wir fotografieren wollen. Der Himmel ist malerisch. Lila, rot, blau, orange, gelb, grün. Die ganze Farbpalette liegt vor uns.
Glücklich und mit schönen Fotos in der Kamera fahren wir wieder heim und verbringen schöne letzte Stunden miteinander.
Tag 7 / 19.02.19 Heimfahrt
Ausschlafen…bevor ein heftiger Tag beginnt. Ich räume mein Zimmer und belade das Auto, um gegen Mittag wieder zurück nach Edinburgh zu fahren. Über Fort Williams und Glen Coe schlängle ich mich über die
Straßen quer durch Schottland und erreiche den Flughafen um 18 Uhr. Der Wagen ist schnell abgeliefert und anstandslos akzeptiert vom Vermieter.
Nun heißt es „Warten“. Bis zum nächsten Morgen um 6 Uhr muss ich Zeit totschlagen, denn erst da geht mein Flieger nach Berlin. Das ist eine lange Nacht. Alle Geschäfte haben geschlossen und als erster öffnet um 4 Uhr der Starbucks, wo ich meinen allerersten Kaffee dieser Kette kaufe, der überraschend gut schmeckt und nicht allzu teuer war.
Endlich startet das Boarding und ich sitze im Flieger. Der Rückflug vergeht sprichwörtlich wie im Flug und, kaum bin ich wieder in Berlin gelandet, kann ich mich auf zum Ostbahnhof machen, wo ich in den Flixtrain steige, der mich für „nen Appel und n Ei“ zurück nach Hannover bringt.
Nach einem sehr langen Tag holt mich hier mein Vater ab. Erschöpft im Auto sitzend plane ich schon den nächsten Trip nach Skye. Und dieser soll dann erneut in einer anderen Jahreszeit sein.